Der Tessiner Autor, Regisseur und Schauspieler Daniele Bernardi setzt seine Erkundung der Welt des Wahnsinns fort und widmet der schmerzlichen Figur des „Gottes des Tanzes“ ein Stück, das auf seiner persönlichen Interpretation der Tagebücher von Vaslav Nijinsky basiert.
Saint-Moritz, Winter 1918-19. Der russische Tänzer und Choreograf polnischer Herkunft Vaslav Nijinsky, eine zentrale Figur des Tanzes des 20. Jahrhunderts, ist seit anderthalb Jahren in die Schweiz gezogen und wartet auf das Ende des Krieges, als er erste Anzeichen von Unausgeglichenheit zeigt. Auch wenn die Ursachen für sein Leiden unklar sind, scheinen mehrere Ereignisse zu dessen Ausbruch beizutragen, wobei eines eine besonders symbolische Rolle zu spielen scheint: die Nachricht vom Tod seines Bruders Stanislav, der seit seiner Kindheit nervlich krank war. Während sich die Schweizer Landschaft in Weiß hüllt, beginnt Nijinsky sich immer unverständlicher zu verhalten und stürzt die kleine Gemeinschaft um ihn herum ins Chaos. In diesen fieberhaften Tagen verfasst er ein berühmtes Tagebuch, das erst später veröffentlicht werden sollte. Ausgehend von diesen Seiten schreibt Daniele Bernardi einen intensiven Monolog, der einer Seele am Rande des Zusammenbruchs Gestalt und Stimme verleiht: Die Obsessionen, die das Tagebuch des Protagonisten durchziehen – Gott, Erlösung, Krieg, Ablehnung des Fleisches und der Sexualität – tauchen in einem zyklischen Strudel widersprüchlicher Gedanken wieder auf, bis zum Schwindel.