Die junge Alice Sinigaglia widmet sich dem berühmten satirischen Roman Gargantua und Pantagruel von François Rabelais in einem Theaterprojekt, das zwischen psychedelischer Reise und Doktorarbeit angesiedelt ist.
Das Stück entstand aus einer gemeinsamen Lesung des ersten Buches von Gargantua, die sich bald in eine Art Konferenz mit dem Titel La mostruosità nell’opera di François Rabelais verwandelte. Im Mittelpunkt der Bühne stehen einfache Stühle, auf denen gelesen, diskutiert und improvisiert wird. Es werden Themen wie Komik, Exzess, Hässlichkeit und Andersartigkeit analysiert. Manchmal erweitern sich die Grenzen der Diskussion bis zu einem kritischen Punkt: dem Moment, in dem das Andersartige uns Angst macht. Man fragt sich, wie man dem Unbehagen gegenüber dem Grotesken widerstehen kann, wenn es aufhört, Fiktion zu sein, und real wird.
Aber etwas entgeht uns. Die Reflexion verzerrt sich, wird greifbar, wird zur Erfahrung. Die Grenze zwischen Wort und Vorstellungskraft bricht zusammen. Das Buch rebelliert, verschlingt seine Leser und zieht sie in den zweiten Band, in Kapitel XXXVI: Dort betritt man buchstäblich den Mund des Riesen Pantagruel. Ein roter Teppich aus Mandeln wird ausgerollt, die Zunge des Riesen wird zu einem roten Teppich, der in die Welt des Exorbitanten führt.
Eine halluzinogene Reise beginnt: Würste mit Flügeln kämpfen gegen Priester mit Hühnerkernen, Sprichwörter spazieren, Kreaturen werden geboren und sterben im selben Augenblick. Wir befinden uns in einem Gemälde von Bosch, im Herzen dessen, was einst der Karneval war: das Ritual der Umkehrung der Logik, das Opfer jeder sinnvollen Form.