Wenn die Virtuosität des zeitgenössischen Tanzes auf die Energie Brasiliens trifft, entsteht eine mitreißende Show, die den Reichtum eines ganzen Landes in Bewegung bringt: Die São Paulo Dance Company, eine der bedeutendsten Tanzkompanien der Welt, kommt zum ersten Mal mit einem außergewöhnlichen dreiteiligen Programm ins LAC.
Seit 2008 ist die São Paulo Dance Company zu einem Bezugspunkt der südamerikanischen Kunstszene geworden und hat wichtige internationale Auszeichnungen erhalten. Unter der künstlerischen Leitung von Inês Bogéa hat das Ensemble in 17 Jahren ein reichhaltiges Repertoire aufgebaut, das die Sprache des klassischen und zeitgenössischen Tanzes umfasst und über 80 Choreografien hervorgebracht hat. In Lugano präsentiert sie ein Programm, das aus den Werken dreier sehr unterschiedlicher Choreografen besteht.
In Indigo Rose erkundet der renommierte tschechische Choreograf Jiří Kylián die Lebendigkeit seiner Interpreten, um ein Werk zu schaffen, das den Übergang von der Jugend zum Erwachsenenalter und die menschlichen Beziehungen reflektiert. Die Bewegungen sind schnell, virtuos, artikuliert und gleichzeitig lyrisch und spielen auf das Streben nach Perfektion an, das für Kylián immer unerreichbar bleibt. Auf der Bühne spielt ein weißer Seidenvorhang mit Licht und Schatten, vervielfacht die Projektionen der Tänzer und verändert die Wahrnehmung des Zuschauers.
In Le Chant du Rossignol komponiert Marco Goecke eine Choreografie, die sich durch schnelle Bewegungen auszeichnet, die in der Dunkelheit der Bühne verschwinden und die Dringlichkeit des Fluges, die in der Zerbrechlichkeit verborgene Kraft und die lebendige und sterbende Natur evozieren. Ein ätherisches Werk, das dem Zuschauer die Schwingung einer subtilen und kraftvollen Energie vermittelt, wie die eines Vogels, der in der Handfläche gehalten wird.
Das eigens für die São Paulo Dance Company geschaffene Stück I’ve Changed My Mind des israelischen Choreografen Shahar Binyamini reflektiert über Identität und Veränderung und hinterfragt, wer wir als Menschen, Tiere, Seelen, Wesen sind. Der Titel verweist auf die Freiheit des kreativen Prozesses, in dem man Gewissheiten aufgeben muss, um das Unbekannte anzunehmen. Auf der Bühne suchen die Tänzer ein Gleichgewicht zwischen dem Selbst und dem Ganzen, wie Glieder eines einzigen Körpers, der auf die Gegenwart lauscht. Das Stück lädt das Publikum ein, Raum in sich selbst zu schaffen und sich von dem durchströmen zu lassen, was der Choreograf als „die Frische der Veränderung” bezeichnet: eine lebendige Energie, die sich bei jeder Begegnung zwischen Bühne und Publikum erneuert.