Die Zürcher Choreografin Nicole Seiler, Gewinnerin des Schweizerischen Kulturpreises 2021 für ihre multimedialen Kreationen, kommt zum ersten Mal ins LAC mit Human in the loop, einer Performance für zwei Tänzer, die die Grenzen des künstlichen Denkens auf der Bühne auslotet. Jeden Abend entsteht eine neue Kreation.
Was passiert, wenn künstliche Intelligenz an der Entstehung einer Choreografie mitwirkt? Ausgehend von Anweisungen, die vor jeder Aufführung von der KI generiert werden – und von den Darstellern auf der Bühne in Echtzeit entdeckt werden –, entfaltet sich der künstlerische Prozess vor den Augen des Publikums und verwandelt die Vorstellung in ein regelrechtes visuelles Laboratorium über die möglichen Beziehungen zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz. Letztere ist auf der Bühne nicht «sichtbar», aber man spürt sie. Manchmal hört man sie direkt über eine synthetische Stimme, manchmal spricht sie durch die Darsteller, die dem Publikum die Anweisungen mitteilen, die sie während des Tanzes erhalten. Manchmal manifestiert sie sich jedoch nur durch eine Reihe metallischer und abstrakter Geräusche, wie eine Art digitaler Gedanke, der teilweise hörbar wird.
Aber wie kann man eine Anweisung übersetzen, sichtbar machen, interpretieren? Wie soll man reagieren, wenn sie unverständlich ist? Und was, wenn das, was die KI vorschlägt, eine ethische oder moralische Grenze streift? Alles mündet in einer fröhlichen Überschreitung, einschließlich der ebenfalls KI-gesteuerten Lichter und des Klangs, der manchmal zu Musik wird, erzeugt und aktiviert durch den Fluss und den Rhythmus der synthetischen Stimme.
Human in the loop bietet einen ironischen und verwirrenden Blick auf Machtdynamiken und hinterfragt unsere Freiheit innerhalb einer von Algorithmen regierten Struktur: unterdrückend, trügerisch und oft absurd.