Was wäre, wenn Bradbury sich nur um ein paar Jahre geirrt hätte? Wenn Fahrenheit 451 heute wirklich passieren würde, was würden wir tun? Nach L’Angelo della Storia kehrt das Florentiner Theaterkollektiv Sotterraneo mit einer originellen Neuinterpretation des berühmten Science-Fiction-Romans von Ray Bradbury aus dem Jahr 1953 zurück ins LAC, der in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts spielt – also heute.
„Man muss keine Bücher verbrennen, um eine Kultur zu zerstören. Man muss nur die Menschen davon überzeugen, sie nicht mehr zu lesen”: Fahrenheit 451 entwirft eine dystopische Zukunft, in der das Lesen oder Besitzen von Büchern verboten ist, ununterbrochen leuchtende Bildschirme die Freizeit absorbieren und der bloße Versuch zu denken körperliche Beschwerden hervorruft. Feuerwehrleute löschen keine Brände mehr, sie legen sie, um Bücher zu verbrennen und, wenn nötig, auch ihre Besitzer.
Il fuoco era la cura durchläuft Bradburys Roman, liest ihn frei neu, verschlingt ihn wie ein geliebtes Buch: tausendmal durchgeblättert, überallhin mitgenommen, irgendwo vergessen und dann wiedergefunden, mit verblasstem Einband, herausfallenden Seiten und voller Notizen, Lesezeichen, Zetteln und Erinnerungen.
Fünf Darsteller verfolgen die Geschichte, verschmelzen mit den Figuren, bewegen sich horizontal und kartografieren die Schattenbereiche: die offenen Fragen, die Dinge, die Bradbury uns nicht erklärt, die möglichen Erzählungen zwischen unserer Gegenwart und einer antikulturellen Zukunft, in der die Verdummung zum Ausweg aus der Last des komplexen Denkens zu werden scheint.