Roberto Latini präsentiert eine intensive und zeitgenössische Neuinterpretation von Antigone von Jean Anouilh und verwandelt den Mythos in eine universelle Reflexion über den Konflikt zwischen Gesetz und Gewissen, zwischen Gerechtigkeit und Menschlichkeit.
Antigone ist eine Figur, die die Jahrhunderte durchdringt und zum Schicksal des Theaters aller Zeiten gehört. Ein Archetyp, der uns hinterfragt, uns zuhört, uns begleitet. In dieser Version schreibt Anouilh die Tragödie nicht neu, sondern gibt ihr eine Stimme. Eine Stimme, die uns nahe ist, die mit uns atmet, die von uns spricht.
Der zweifache Ubu-Preisträger Roberto Latini konstruiert ein Stück wie einen Monolog mit mehreren Stimmen, in dem jede Figur ein Spiegelbild der anderen ist, in dem Antigone und Kreon sich widerspiegeln, austauschen, reflektieren. Es ist ein Theater der Fragen, nicht der Antworten: Müssen Gesetze das Leben regeln oder sollte das Leben die Gesetze regeln?
Jenseits der Grenzen von Identität und Geschlecht wird diese Antigone zu einem Körperchor, zu einem kollektiven Wort, zu einer Sehnsucht nach Leben. Denn dieser unbegrabene Körper sind wir, die wir noch leben.
Ein weltlicher und notwendiger Ritus, in dem sich jeder Zuschauer wiedererkennen kann und Fragen mitnimmt, die er in die Taschen der Zeit steckt. Wieder einmal im Theater, um zu entscheiden, wer wir sein wollen: Menschen oder Menschliche.