Das neue Werk der sizilianischen Dramatikerin und Regisseurin Emma Dante, die seit Jahren das Thema Familie und Ausgrenzung mit einer Poetik voller Spannung, Wahnsinn und einer subtilen Prise Humor erforscht, befasst sich mit dem Drama des Femizids. Eine bittere und visionäre Erzählung über das Schweigen, das die Opfer umgibt, über die Absurdität einer mittlerweile normalisierten Gewalt, über die Unmöglichkeit, ein Schicksal zu durchbrechen, das sich endlos wiederholt.
In einer Familie verwandelt sich eines Tages die gewohnte Gewalt des Mannes gegenüber seiner Frau in einen Femizid. Der Mann tötet sie, indem er ihr mit einem Bügeleisen den Schädel einschlägt. Die Frau liegt tot auf dem Boden, aber ihr Tod reicht nicht aus: Niemand glaubt ihr. So ist die Frau, wie der Engel des Herdes, in dessen groteskes Bild sie gefangen ist, gezwungen, aufzustehen und in denselben Trott zurückzukehren, das Haus zu putzen, sich um die Hausarbeit zu kümmern, das Essen für ihren Sohn und ihren Mann zuzubereiten und ihre alte Schwiegermutter zu pflegen. Jeden Morgen finden ihre Familienangehörigen sie tot vor und glauben ihr nicht. Jeden Morgen steht sie wieder auf, öffnet die zu fest verschlossene Mokkakanne und beginnt erneut, die Gewalt ihres Mannes, die Depression ihres Sohnes und die Ohnmacht ihrer Schwiegermutter zu erdulden, die ihren brutalen und despotischen Sohn nicht verurteilt, sondern bemitleidet. Jeden Abend stirbt die Frau erneut, wie in einem Kreis der Hölle, in dem die Qual niemals endet. Im Halbdunkel eines schlafenden Hauses schüttelt der Engel die Ränder seines Morgenmantels und versucht zu fliegen, aber ihm bleibt nur die Absicht des Fluges.