Die Kunsthistorikerin Laura Damiani Cabrini wird das Publikum in die Vergangenheit von Carona entführen, einem Ort, an dem seit jeher Künstler und Handwerker vorbeikamen und Halt machten.
Die künstlerischen Ereignisse, an denen Mitglieder der aus Carona stammenden Familie Aprile beteiligt waren, sind im Zusammenhang mit einem weitreichenden Phänomen zu sehen, das erst in jüngster Zeit durch Studien in den Blickpunkt gerückt wird. Die kleine Gemeinde an den Ufern des Ceresio war nämlich das Epizentrum eines Migrationsstroms, der bereits im Mittelalter Heerscharen von Künstlern anzog, die sich dem Bau und der Bearbeitung von Stein und Marmor widmeten.
Sie begannen, sich an strategischen geografischen Punkten für die Verarbeitung und Verbreitung von Steinartefakten niederzulassen: in Carrara, in Venedig, in Süditalien und vor allem in Genua, der Stadt, die sich ab Mitte des 15. Jahrhunderts als Ort der Einfuhr, Verarbeitung und Ausfuhr von Marmor im gesamten Mittelmeerraum etablierte. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts dehnte insbesondere die Familie Aprile ihr Produktionsnetz von Genua auf die iberische Halbinsel aus, die unter der Herrschaft Karls V. zu einem gärenden Kunstmarkt geworden war, der für die innovativsten Elemente der italienischen Renaissancesprache empfänglich war. Antonio Maria (Nachrichten von 1522 bis 1535), der zunächst in Savona, Carrara und Genua tätig war, wurde so zu einem wichtigen Bezugspunkt für die Kunstszene in Sevilla und übernahm wichtige Aufträge für die spanische kaiserliche Aristokratie. Er kehrte auch in seine Heimat zurück und brachte die figurativen Traditionen mit, die er in den Kontexten, in denen seine Produktion entstanden war, entwickelt hatte, und gab sie weiter.
Das MASI Lugano zeigt ab dem 28. September in der Ausstellung David Weiss. Der Traum von Casa Aprile Carona 1968-1978.